Andrejs Mazenko – BEGEGNUNGEN
Nach der frühen Beschäftigung mit Malerei und Zeichnung in der Jugend folgen über drei Jahrzehnte Arbeit als Maurer in vielen Ländern Europas, ehe Andrejs Mazenko nach Hüftoperation, Genesung und einem Praktikum in dem Mehrgenerationenhaus in Kreuzberg wieder Gelegenheit für künstlerische Arbeit fand. Hier begleitete Mazenko die vielen sozialen Angebote und Workshops des Hauses als zeichnender Chronist. Begegnungen von Jung und Alt, Helfenden und Bedürftigen, zwischen grünen Inseln und kalten Mauern hält Andrejs mit zärtlicher Hingabe für die Details zwischenmenschlicher Gefühle.
Die Landschaft der Stadt Berlin
erscheint farbenfroh als Hintergrund dieser Interaktionen zwischen
vielen sozialen Klassen und Generationen. Im Gegensatz zur Umgebung
neigt der Teint der Figuren, die Mazenkos Szenen beleben, zu grauen
Tönen, so als ob die Harmonie der Umgebung die Menschen, die sie
bewohnen, nicht vollständig umschließt, die andererseits in Zeichen der
Anerkennung und Unterstützung untereinander Erleichterung finden.
Durch seine Bilder wirft Mazenko einen Blick in die städtischen Räume, die von denjenigen, die am Rande stehen, angeeignet, verschönert und mit Erinnerungen angereichert werden. Angesichts einer Gesellschaft, die materielle Bedingungen des Mangels reproduziert, wirken Momente und Orte der spontanen Zusammenkunft und des Lernens dem Imperativ der Ausgrenzung entgegen. In diesem Sinne hebt Mazenko den urbanen Unterbau hervor, der eine gängige Sozialanalyse belebt.
Mazenko wendet die Idee der sozialen Utopie auf die dystopischen Lebensbedingungen der vielen schwachen Teile der Gesellschaft an. Sein Porträt der Realität entstammt einer sowjetischen Tradition der Chronik der Gesellschaft, die den sozialistischen Geist repräsentiert, der die künstlerische Produktion leitet: das Kunstobjekt in den Dienst der Menschen und der Gesellschaft zu stellen, nicht als Objekt der Klassendifferenzierung.
(Text: Pauł Sochacki, Dalia Maini)